
Messie-Syndrom: Für die Betroffenen ist allein die Haushaltshilfe nicht hilfreich, mindestens keine endgültige Lösung:
Eine stark ausgeprägte Unfähigkeit von Menschen, das Alltagsleben zu organisieren und die private Wohnung ordentlich zu halten, wird als Messie-Syndrom bezeichnet (von engl. mess = Ungeordnet).
Meistens benötigen Menschen, die an einem Messie-Syndrom leiden, eine nachhaltige Unterstützung.
Die psychischen Hintergründe sollten jedoch nicht nur bei der Haushaltsführung oder bei Aufräumarbeiten und Entrümpelungsarbeiten berücksichtigt werden.
Messies sind in der Regel Personen mit starken Problemen mit der Desorganisation, die aus dem Inneren der Betroffenen resultieren.
Ihre Gedanken kreisen um die Bewältigung der einfachsten alltäglichen Aufgaben, und Entscheidungsprobleme hindern sie daran, diese Dinge zu tun.
Darüber hinaus sind sie häufig nicht in der Lage, Prioritäten für anstehende Aufgaben zu setzen.
Sie schätzen den Wert und Nutzen von Dingen anders ein als der Durchschnitt der Bevölkerung, was sie manchmal daran hindert, sich von Sachen zu trennen.
Solange das innere Chaos weiterbesteht, wird die Probleme nicht gelöst, wenn ihre Wohnung nun nur aufgeräumt oder gesäubert wird.
Da die Wohngegend von Menschen mit dem Messie-Syndrom oft mit sehr starken Schamgefühl belastet ist und sie emotional stark an gehorteten Gegenständen hängen können, sollten Eingriffe im privaten Bereich sogar zunächst vermieden werden.
Da die Betroffenen das Gefühl haben, dass mit den Gegenständen auch das Leben oder die Kontrolle darüber weggeworfen worden sei, können vermeintlich gut gemeinte Aufräumarbeiten in eine schwere psychische Krise (Überreaktionen) geraten.
Die Scham ist eine enorme Belastung.
Betroffene von Messie-Syndrom sind oft sowohl gesellschaftlich als auch beruflich sehr engagiert, dass sie sich selbst überfordert fühlen.
In der Regel bemühen sie sich mit diesem Verhalten, ihre Probleme im privaten Bereich auszugleichen. Aber Betroffene stehen in sozialen Beziehungen immer wieder vor ihren Problemen und der Scham darüber.
Die Folge davon ist häufig die soziale Isolation, da Einladungen abgelehnt und Kontakte abgebrochen werden.
Auch Partnerschaften und das Familienleben sind besonders grossen Belastungen ausgesetzt.
Betroffene empfinden häufig Ängste, grosse Spannungen und innere Zerrissenheit und empfinden sich hilflos unter dem Druck des Chaos.
Zusätzlich können psychosomatische Anzeichen auftreten.
Die Therapie erfolgt auf unterschiedlichen Ebenen.
Eine fachkundige psychotherapeutische Behandlung kann nützlich sein.
Diese kann dann erfolgreich sein, wenn der Betroffene den Wunsch hat, seine Situation zu ändern.
Aber viele nehmen Hilfsangebote erst an, wenn sie mit erheblichen Folgen konfrontiert sind, wie der Kündigung der Wohnung.
Die Therapie zielt darauf ab, der betroffenen Person eine bessere Organisation zu ermöglichen und ihr auch eine psychische Stärkung zu vermitteln.
Eine Verhaltenstherapie kann erfolgreich sein, wenn mit dem Therapeuten die Ursachen und Gründe diskutiert und spezifische Verhaltensweisen definiert werden.
Auf diese Weise können die Betroffenen lernen, sich wieder in die Hand zu nehmen und sich auf sich selbst zu verlassen.
Auf diese Weise steigern sie das Selbstwertgefühl, das aufgrund von Störungen häufig beeinträchtigt ist.
Zusätzlich zur Verhaltenstherapie ist es in der Regel ratsam, auch die Verwandten einzubeziehen und zu fördern.
Selbsthilfegruppen können auch dazu beitragen, dass sowohl Betroffene als auch ihre Angehörigen Verständnis und Akzeptanz entwickeln und somit den Umgang mit der Störung vereinfachen.
Das Messie-Syndrom ist in jeder Gesellschaftsschicht, in allen Einkommens- und Altersgruppen anzutreffen.
So lebt also nur eine kleine Minderheit der Betroffenen, anders als oft in den Medien verbreitet, zwischen Schmutz und Ungeziefer oder Horten von Essensresten.
Es ist möglich, dass sich das Messie-Syndrom allein entwickelt, aber es kann auch als Begleiterscheinung verschiedener psychiatrischer Erkrankungen auftreten.
Eine psychiatrisch-psychotherapeutische Behandlung ist unbedingt notwendig, wenn es sich um eine andere psychiatrische Erkrankung handelt, etwa eine Depression, Sucht, Zwangserkrankung oder eine Psychose.
